Hand in Hand- Als "Behinderter" in ein unabhängiges Leben |
Dienstag, 10. November 2015
Die "Das kann man doch flicken oder?...und kann ich dir helfen?" Gespräche
megara katharina, 00:15h
Es gibt so Fragen, denen ich persönlich einfach nicht standhalten kann, und wie ich gemerkt habe, nicht nur ich!
Meine Badmintonkollegin hat einen Sohn, der auch einen Spasmus hat, aber nicht halbseitig, sondern nur auf dem Fuß. Letztens haben wir generell über Behinderungen und dergleichen geredet und wie so oft, hatten wir, in gewisser Hinsicht, die gleiche Meinung. Es ging in erster Linie um Behinderungen im Allgemeinen und irgendwann kam dann ein Thema zur Sprache, bei dem wir uns beide etwas eschoffiert haben, und zwar ging es um das flicken unserer Behinderungen. Ja, immer wieder werde ich, aber anscheinend spiele ich hier nicht nur allein die Geige, gefragt, ob ich meine Hand nicht einfach flicken könnte. NNNEEEIN mein lieber Herr XY, das kann ich nun mal nicht und schau an, schau an, ich habe bei keinem Strickkurs teilgenommen, um meinen Pullover, äh, meine Hand zu flicken! Ganz zufällig gefällt mir mein kaputter Pullover so, und ich möchte auch nichts daran ändern. Ich kenne ihn nicht anders und deswegen fühl ich mich wohl darin! Genau so ist es! Ich habe es schon einmal gesagt-meine Hand gehört zu mir, wie das Fell zu einem Hund-und daran wird sich auch nichts ändern. Oft kommt dann nach diesem "Wortabtausch" zur Sprache, dass ich mit zwei "funktionierenden" Händen sehr viele andere "Sachen" lernen könnte, ABER wer sagt denn, dass ich das möchte? Ich kann schon so viel und es wird immer Sachen geben, die ich nicht beherrsche, ich kann auch gern ein paar aufzählen...Klavier spielen, Segeln, Geige spielen, Gitarre spielen, Akrobatik...ich kann mir nicht mal alleine meine Pizza aufschneiden, ohne mich anstarren zu lassen ... JA UND?... dann frag ich den Pizzaiolo, ob er sie mir, mit dem speziellen Rollmesser, aufschneiden kann...das wars! Und der Rest? Könnt IHR das alles? Klavier spielen, Segeln, Geige spielen? vielleicht schon, vielleicht auch nicht! Ich glaube, es ist immer besser, sich auf das zu konzentrieren, WAS MAN KANN und nicht auf das, was man NICHT kann! Meine Eltern haben mir immer das gezeigt, was ich kann und auch, dass ich sehr viel kann, wie ich es schon zum Besten gegeben habe. Man darf sich eben nur nicht von den anderen unterkriegen lassen, denn sonst würde ich heute NICHTS tun! NADA, NIENTE! Hier steh ich nun, mitten im Leben, samt meiner Hand und daran möchte ich auch nichts ändern. Ich glaube, dass mit einer Operation das Gegenteil passieren würde, ich glaube ich würde mich gar nicht zurechtfinden und ich habe für jede Sache, die ich nicht beherrsche, einen kleinen Trick parat ... und ... Wenn es gar nicht mehr geht, dann frage ich einfach meine Mitmenschen, denn ICH SELBST möchte entscheiden, Ann ich Hilfe im Anspruch nehmen möchte! Diese Freiheit möchte ich mir nehme ich mir! DAS IST EXTREM WICHTIG FÜR UNS MENSCHEN MIT BEHINDERUNG, DENN ES MACHT UNS WENIGER BEHINDERT.Ich reagiere SELBST, wenn es nicht mehr geht und genau dadurch, ... ja ...der Kreis schließt sich ..., habe ich auch solch viele "Sachen" erlernen können. Ich übe so lange eine Tätigkeit bis zum Erschöpfungszustand aus und erst dann, "wenn ich merke, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo die Hilfe her!" So bin ich, bis jetzt, durchs Leben gegangen und es hat bisher gefruchtet. Ich bin frei, weil ich mir meine Freiheit nehme und mir selbst Hilfe in Anspruch nehme, wenn ICH sie möchte und den Rest versuch ich alleine zu stemmen! Ich hoffe ihr macht es mir nach! Es tut gut!! Megara :) ... comment
kelef,
Dienstag, 10. November 2015, 00:53
nun soll/kann/darf man ja menschen mit tieren nicht vergleichen. aber: ich hab einen auslandshund adoptiert, der einen steifen ellbogen hat. die kommentare der umwelt sind hanebüchen bis haarsträubend, von mitleid (und schwupps: eine halbe leberkäs-semmel in das hundemaul gestopft, ohne mich zu fragen natürlich, kalorien ausreichend für zwei tage, der hund hat etwas über 10 kg) über aggressionen (weil ich mit dem armen tier nicht zum tierarzt gehe - ich habe incl. der notwendigen operationen bei ebendiesem in fünf jahren ein paar tausend euro gelassen, incl. wurzelbehandelter plombierter zähne und ähnlicher lustigkeiten) bis zu leuten, die auf allen vieren vor dem hund herumkrochen und mit handauflegen das mühsam chirurgisch stabilisierte gelenk (andere wahl wäre amputation gewesen) wieder beweglich beten wollten. eine tierschützerin rief einmal am hellen vormittag die polizei und wollte mich wegen tierquälerei anzeigen, weil das arme hunderl sich was eingetreten hat, sie habe das genau gesehen ...
und die kommentare, die ich zu hören kriege: weil der hund so arm ist. und sich niemand kümmert. das hunderl schaut so arm aus/drein. das hunderl muss doch sooo leiden. das hunderl hat sicher starke schmerzen. das hunderl im hundepark geht ja gar nicht, die kränkt sich wenn die anderen hunderln gesund sind. man könnte doch ein künstliches gelenk, aber: behinderten hund haben und dann nix tun. jo eh. der nervus radialis funktioniert nach dem schrotkugel-einschlag, der das gelenk zerstörte, nur mehr sehr bedingt, also würde ein künstliches gelenk auch nix nützen. ich hab mir schon fransen auf's maul geredet. der hund ist bekannt als immer gut aufgelegt, gute laune verbreitend, begeistert herumhüpfend, kurz: everbody's darling. die leut' verstehen das nicht: sie muss doch leiden, sich kränken, neidisch sein auf die gesunden hunderln. nein, tut sie nicht. sie fühlt sich wohl, es geht ihr gut, sie kriegt alles was sie will und braucht. es tut ihr nicht weh. sie kennt es nicht anders. sie kann laufen und springen und apportieren und spazierengehen und städtebesuche machen und im hotel wohnen und alles andere, was ein kompletter hund auch kann. manches kann sie halt nicht. beim stiegengehen muss ich sie mit dem geschirr unterstützen, man muss aufpassen dass sie sich nicht überanstrengt, usw., aber dazu bin ich ja da. nur: mein hund - wie jedes tier - nimmt die situation an wie sie ist und macht einfach intuitiv das beste daraus, so wie sie es auch schildern. wenn man nix ändern kann, dann ist das so. man findet mittel und wege, und nötigenfalls fragt man um hilfe, das kriegt im übrigen sogar mein hund fertig, nur manche menschen haben ein problem damit: mit dem bitten und mit gewähren und dem annehmen gleichermassen, und darum haben sie auch probleme, wenn andere das können. "anders" ist kein synonym für "besser" oder "schlechter", sondern nur für "nicht so wie". nicht alle haben blaue augen, nicht alle haben dichtes haar, nicht alle können richtig singen, manche sind farbenblind, manche hören nix oder sehen nix. manches ist völlig egal, manches ist sicherlich mühsam. die meisten menschen können sich aber nicht vorstellen, dass sie selber mit so einem "unglück" oder so einer "behinderung" leben und zurechtkommen könnten, und daher übertragen sie diese einstellung einfach auf alle anderen. wenn man ihnen dann sagt und zeigt und beweist, dass es viel weniger am zustand an sich als an der einstellung dazu liegt, dann kommen manche wenige zum nachdenken, aber leider eben nur wenige. ... link
megara katharina,
Dienstag, 10. November 2015, 01:00
Danke für den Kommentar! Sie haben mich vollends verstanden und geben sie denen, die ihren Hundi so bemitleiden mal diesen Link, vielleicht verstehen sie´s dann besser!!
Ich hab selber einen Hund und bin sehr tierlieb, deswegen darf man in meiner Anwesenheit immer derartige Vergleiche machen, denn mein Hund gehört zu unserer Familie, wie jedes andere Menschen-Familienmitglied!! Wie heißt er/sie denn? ;) ... link
kelef,
Dienstag, 10. November 2015, 01:35
gerne gelesen und kommentiert - aber links verteile ich keine an die leut, die einen kapieren es auch mit wenigen worten, so man sich die mühe macht es ihnen zu erklären, bei den anderen ist hopfen und malz verloren, die kann man nur ignorieren und zurückbeflegeln.
die kleine dame hier heisst frau pixy, und ist gebürtige ungarin. unter "themen" und "pixy" finden sich bei mir im blog ein paar geschichten und fotos von ihr. und ihr gehündel? und na klar sind das familienmitglieder, was sonst. ... link
megara katharina,
Dienstag, 10. November 2015, 10:17
Ja da haben Sie Recht, aber ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf! Aber sie können ja von mir erzehlen! ;)
Meine Hündin heißt Lilly oder Ravenna! Sie hat 2 Namen! ... link
megara katharina,
Dienstag, 10. November 2015, 10:22
Es lesen sehr viele, das wundert mich eh und viele denken auch nach und ich hoffe sie reagieren auch anders gegenüber Behinderten, ich bin eh das beste Beispiel
Wenn ich Sie mit ihrem Hund sehen würde, dann würde ich nach den Begrüßubgsarien einfach fragen direkt was der Hund hat, ohne schon von vorherein zu kommentieren, wie arm ecc der Hund ist, das können Sie mir dann selbst sagen, wenn es so wäre! und zudem, wenn Sie das nicht gesagt hätten, würde ich fragen, ob der Hund vom Tierheim kommt, im zweiten Moment! So wäre es mir am liebsten! ...ich komme aber nicht aus dem Tierheim...;) Ist ein solcher Austausch besser für Sie? Wie heißt ihr Blog? ... link ... comment |
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