Hand in Hand- Als "Behinderter" in ein unabhängiges Leben
Montag, 24. Oktober 2016
Eine Kurzgeschichte von mir!
DER TREUE FLUFFY

Schon lange freute sich Paolo auf seinen wohlverdienten Urlaub. Zusammen mit seiner Frau und seinem 2-jährigen Sohn Philipp sollte es diesmal nach Sardinien gehen. In einem kleinen Hotel am Strand, in einem winzigen Dorf in der Nähe von Olbia, wollte er ein paar angenehme Tage verbringen. Um weiter seinem täglichen Lauftraining nachzugehen, hatte er sich vorgenommen, jeden Tag früh morgens aufzustehen, um die ganze Atlantikküste entlangzulaufen.
Als er sich an seinem ersten Urlaubstag in aller Frühe auf den Weg machte und das Meer noch von einigen Nebelschwaden überdeckt war, überkam ihn ein sehr unheimliches Gefühl. Er konnte sich nicht erklären warum, aber irgendwie fühlte er, dass heute irgendetwas Merkwürdiges passieren würde. Um seinem Gefühl nicht weiter Beachtung zu schenken, ließ er seinen Blick auf das Meer schweifen und atmete tief durch. Er spürte förmlich, wie die Meeresluft in seinen ganzen Körper strömte und ihm neue Kraft schenkte. Während er an der Küste entlang lief, folgte er dem Wellengang, aus seinem rechten Augenwinkel konnte er im Meer etwas herumschwimmen sehen, doch da er von seinen früheren Ferien am Meer wusste, dass das Meer ständig mit Abfällen übersät war, schenkte er diesem Gegenstand nicht weiter Beachtung und lief ohne einen weiteren Blick weiter. Tief in seine sportliche Aktivität versunken, nahm er den jungen Hund nicht wahr, der sich plötzlich an seinen Fuß schmiegte. Nach dem ersten Schrecken beugte er sich zu dem Tier hinunter. "Hey, was machst du denn hier?", sagte er, wohlwissend dass der Hund natürlich nicht antworten würde. Er blickte sich suchend nach einem Besitzer um, konnte aber niemanden entdecken. "Bist du ganz alleine hier?" Aufgeregt versuchte er die Hundemarke am Halsband ausfindig zu machen, um den Besitzer eventuell anrufen und den Hund beim Namen nennen zu können, doch der Hund hatte weder Medaillon noch Halsband, also fragte Paolo automatisch: "Wie heißt du denn?". Doch der Hund lief nur aufgeregt herum, bellte zweimal und begrüßte Paolo, indem er ihm einmal über das ganze Gesicht schleckte. "Iiiiiiii was machst du denn?", antwortete Paolo darauf mit einem angewiderten Blick und wischte sich wiederwillig die Hundesprucke mit seinem Handrücken ab. "Wahrscheinlich gehörst du zu einem der Hotels!" beruhigte Paolo sein eigenes Gewissen und lief weiter. Noch einmal drehte er sich kurz zu dem Hund um und fragte ihn "Willlst du mitkommen? Ich lauf noch bis zum Ende des Strandes".
Der Hund bellte zweimal und drehte sich in die entgegengesetzte Richtung, als wollte er Paolo auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen. Doch als Paolo nicht darauf reagierte, folgte der Hund ihm, so, als hätte er seine Frage verstanden und als würde er damit seine Antwort zum Besten geben. "Na dann bitte, komm mit" rief Paolo und schmunzelte. So leicht lernt man also die Hundesprache, dachte er sich und streichelte dem Vierbeiner einmal über den ganzen Rücken. Etwas nervös schaute der Hund seinen Ersatzbesitzer an und gemeisam machten sie sich auf den Weg. Am Ende des Strandes erstreckte sich eine kleine Bucht und Paolo nutzte die Gelegenheit, ein paar Strechingübungen zu machen, während der Hund ins Wasser lief, auffordernd bellte, da er wohl gespannt auf ein Stöckchen wartete. "Hey, hier gibt es keine Stöckchen", versuchte Paolo ihm zu erklären und machte sich im gleichen Atemzug auf den Heimweg. Nach gut zwei Kilometern gelangten sie zu jenem Platz, an dem Paolo den Hund zuvor getroffen hatte. Er schaute zu dem Hund und meinte: " Musst du nicht nach Hause?" Doch der Hund machte keine Anstalten zum angeblichen Zuhause zurückzukehren.
Paolo versuchte dem Hund mit einer Handbewegung den Weg zu weisen, doch der Hund rührte sich nicht, wedelte mit dem Schwanz und blickte Paolo mit seinen treuen Glubschaugen direkt ins Gesicht und bellte auffordernd. " Also gut Fluffy, dann begleitest du mich halt nach Hause, gell Fluffy...heißt du vielleicht Fluffy?", fragte er den Hund grinsend und der Hund antwortete mit zwei lauten „Bellern“. "Also gut, dann bist du jetzt Fluffy- Komm Fluffy" und sie traten Paolos Heimweg an. Was man nicht alles für so einen Vierbeiner macht, aber was soll´s, ich liebe nun mal Hunde, vielleicht können wir Fluffy heute ja mal ausleihen. Ich werde gleich später in diesem Hotel nachfragen. Paolo hing seinen Gedanken nach und bemerkte nicht, dass der Hund an einer ganz bestimmten Stelle im Wasser plötzlich Halt gemacht hatte und laut zu bellen und zu jaulen, ja quasi nach Hilfe zu bellen und zu jaulen, begann.
Paolo, der schon einige Meter weitergelaufen war, machte kehrt und lief dem Hund langsam entgegen, dabei fragte er ihn pro forma "Was hast du denn, was ist den los?" und als Paolo dieses Objekt, das er vorher schon wahrgenommen hatte, im Wasser sah und erkannte, was es war, blieb er wie angewurzelt stehen und wurde kreidebleich.
Es war eine Leiche.
Paolo verlor komplett die Fassung. Angsttränen liefen ihm über das Gesicht und kraflos sank er zu Boden. Nach einigen Minuten kam er wieder einigermaßen zu sich. Hysterisch lief er ins Wasser und zog die Frau mit vereinten Kräften ans Ufer und beugte sich zu der Frau hinunter. Er zitterte am ganzen Leib, und begann an ihr zu rütteln und schütteln. Durch seine nassen verschwitzten Hände fühlte er, dass ihr Körper bereits kalt geworden war. Sie musste also schon mehrere Stunden im Wasser gelegen sein. „Hallo, hören sie mich??- Haaallooo… AUFWACHEN HALLO WACHEN SIE AUF...??“ Doch die Frau rührte sich nicht. „HIILLFEEE!!! Ich brauche Hilfe“, schrie er aus vollem Hals in die Weiten des Meeres hinaus und blickte sich hilfesuchend um, doch außer der krächzenden Möwen hörte ihn niemand. Herzdruckmassage, Herzdruckmassage, ich muss versuchen, die Frau wiederzubeleben. Oh Gott...wie geht das? SHIT... Er hatte die Herzdruckmassage bisher nur in Filmen gesehen und musste nun versuchen, es den Filmhelden irgendwie gleichzutun. Er riss ihr das Hemd auf, legte ihr völlig ahnungslos die Hände auf die Brust und begann zu drücken. Und eins und zwei und drei … Dann presste er seine Lippen auf ihre…oh gott oh gott oh gott...Er blickte wieder auf, rüttelte an ihr und schrie “BITTEEEE BEWEGEN SIE SICH DOCH ENDLICH … HALLO...AUFWACHEN“ Er beugte sich wieder zu ihrem Mund hinunter und versuchte ihren Atem abzuhören, doch die Frau atmete nicht. Und das gleiche nochmal weiter … und eins und zwei und drei ...Fluffy, den Paolo während der Rettungsversuche total vergessen hatte, stand mit gehobenen Ohren neben ihm und begleitete aufmerksam die ganze Aktion und immer wieder begann er zu winseln und aufzujaulen. Paolo konnte sich im Moment jedoch nicht um ihn kümmern. „HALLLOOO...HAALLOOO???“ Wieder begann er an der Frau zu rütteln, doch die Frau lag regungslos am Boden und rührte sich nicht. OH Gott...was mach ich jetzt..was soll ich jetzt tun?? Er griff sich mit seiner von den Rettungsversuchen zitternden, verkrampften und sandigen Hand auf die schweißgebadetete Stirn und sackte zusammen.
Dann holte er mit zitterden Händen sein Handy aus der Tasche und wählte die 118. Am anderen Ende der Leitung ertönte ein lautes "Pronto, come le posso auitare?", doch der komplett schockierte Paolo, der vom Anblick der blassen Leiche, deren Augen starr in den Himmel blickten, angewidert war, antwortete erst nach dem dritten "Pronto" und erklärte stotternd was passiert war.
Anschließend versuchte er den Hund, der immer noch aufgeregt herumjaulte, zu beruhigen. "Komm Fluffy, da können wir nichts mehr tun, diese junge Frau ist schon von uns gegangen". Doch der Hund ließ sich einfach nicht beruhigen, umkreiste die Leiche ständig und bellte sie auffordernd an.
Nach einer halben Stunde, die ihm wie eine gefühlte Ewigkeit vorkam, fuhr mit tösendem Blaulicht Polizei und Krankenwagen vor, die auf der nahegelegenden Straße parkten. Geschwächt machte er mit einer Handbewegung auf sich aufmerksam, dann setzte er sich mit letzter Kraft auf den kalten Sand, während Fluffy den Kopf auf den reglosen Körper der Leiche legte und anscheinend immer noch auf irgend ein Zeichen der Toten wartete. Er wandte sich noch einmal zu dem Hund "Fluffy, komm, das bringt nichts", doch der Hund rührte sich keinen Millimeter.
Während sich einer der Rettungsleute um Paolo kümmerte, ihn mit einem Stethoskop abhörte und ihm eine Rettungsdecke überwarf, unterhielt sich einer der Polizisten kurz mit einem anderen Sanitäter und wandte den Blick dann zu Paolo. "Di chi é questo cane?", fragte der Polizist und da er fest davon überzeugt war, dass der Hund zu einem der Hotels gehörte, erklärte er dem Polizisten das ganze Geschehen. Doch als der Polizist ihm zu verstehen gab, dass der Hund in diesem kleinen Dorf noch nie gesehen wurde, verstand er die Welt nicht mehr. Woher kam dann plötzlich dieser Hund? Ein zweites Mal erkundigte er sich, doch der Polizist war sich seiner Sache sicher, erkundigte sich kurzerhand in seinem Walkie Tealkie und bestätigte sein vorheriges Statement.
Erschrocken begriff Paolo plötzlich, was geschehen war. Der Hund gehörte zu der jungen Frau. Wahrscheinlich kam es gestern zu einem tragischen Unfall und der Hund versuchte wohl die ganze Nacht verzweifelt, seine Besitzerin zu retten. "Oh Gott, Fluffy, was ist denn passiert?", fragte Paolo den Hund und ihm kullerten Tränen über das Gesicht. "Was um alles in der Welt ist hier passiert?". Paolo war traurig und gerührt zugleich, als er verstand, dass der Hund fest entschlossen war, bei seiner Besitzerin zu bleiben.
Erschöpft stemmte er sich hoch, nahm seine ganze „Hundeliebe“ zusammen, ging zu einem der Polizisten und erkundigte sich über das Tatgeschehen. Während die Frau in den Leichenwagen transportiert wurde und Fluffy immer noch an dem Vorhaben festhielt, seine Besitzerin nicht aus den Augen zu lassen, versuchte Paolo die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen, indem er sich zu ihm hinkniete und ihn, wohlwissend was gleich passieren würde, am Halsband festhielt. "Bleibst du jetzt bei uns? - Willst du mit mir mitkommen?". Als Fluffy mitansehen musste, wie die Türen des Leichenwagen geschlossen wurden und hysterisch versuchte, sich aus Paolos Händen zu befreien, zog er den Hund entschlossen zurück und streichelte sanft seinen Kopf. Das Fell des Hundes war sehr weich und er konnte regelrecht seine Angst spüren. Fluffy legte widerwillig sein Gesicht auf Paolos Knie und schaute ihn mit traurigen, aber gleichzeitig erwartungsvollen Augen an.
Das war Antwort genug.

Saluti Megara ;)

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Letzte Aktualisierung: 2018.04.03, 00:16
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